Allgemeine Informationen
Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts Reallabor Stadt:quartier 4.0 ist die Unterstützung der Stadtverwaltung der Partnerstädte Stuttgart und Herrenberg bei der partizipativen Entwicklung von zukunftsfähigen Stadträumen. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden dazu in den Partnerstädten ausgewählte Stadtentwicklungsprojekte als „Testfelder“ bestimmt, in denen verschiedene digitale Werkzeuge und Methoden für unterschiedlichen Projektphasen im informellen Planungsprozess erprobt und angewendet wurden.
Forschungsorientierung
Forschungsdesign
Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist eine der umfassendsten Umwälzungen unserer Zeit. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Städte als unsere zentralen Lebensräume sind kaum bekannt. Kontinuierlich kürzer werdende Innovationszyklen digitaler Produkte und Prozesse stehen hierbei im Konflikt mit der Langlebigkeit und Pfadabhängigkeit der Städte und ihrer Infrastrukturen. Vielfach werden Planungs- und Entscheidungsprozesse noch mit sehr konventionellen und stark regulierten Verfahren und Werkzeugen durchgeführt, die angesichts der aktuellen Herausforderungen für Stadtquartiere kaum Schritt halten können mit zunehmenden Veränderungsgeschwindigkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei sollen im Forschungsprojekt Stadtquartier 4.0 zwei Innovationsfelder adressiert und kombiniert betrachtet werden:
- Die Digitalisierung von Planungs- und Entscheidungsprozessen in immer komplexeren Bedarfslagen unter Einbeziehung aller relevanten Akteure.
- Die Digitalisierung von Stadtraum als zentralem Ort für Leben und Arbeiten in einer immer mehr digitalen Gesellschaft
Mit dem über drei Jahre angelegten Forschungsprojekt „Reallabor Stadtquartier 4.0“ setzen wir auf eine Strategie des Co-Design von Forschung und des gemeinsamen Wissenserwerbs mit Bürgerinnen und Bürgern. Über eine Reihe innovativer Realexperimente und Interventionen wollen wir neuartige und zukunftsweisende Verfahren für Stadtquartiersplanung mit frühzeitig gestaltender Bürgerbeteiligung entwickeln und gemeinsam mit den Städten Stuttgart und Herrenberg in „Reallaboren“ erproben.
Forschungsfragen
- Wie kann die Anschlussfähigkeit der Ergebnisse informeller Planungsprozesse (z. B. unter Verwendung von Visualisierungswerkzeugen und digitaler Beteiligungsformen) an formelle Planungsprozesse sichergestellt werden?
- Welche Rolle können der Bürger und die Bürgerin mit ihrem lokalen Expertenwissen im Vorausdenken und -planen der Zukunft haben?
- Welche Werkzeuge und Formate können an der Schnittstelle von Ideenentwicklung und Planung, von Bürgerschaft und Verwaltung unterstützen?
Zusammenarbeit
Art der Zusammenarbeit der Projektbeteiligten
Eine Phase beinhaltet Co-Creation. Einige Phasen der Arbeit können einen anderen Ansatz verfolgen. Dennoch gibt es innerhalb des umfassenderen Prozesses eine Co-Creation-Phase, in der eine Reihe von Personen mit praktischer und beruflicher Erfahrung aktiv Wissen und Ideen einbringen und bei der Entscheidungsfindung über das weitere Vorgehen helfen.
Einbindung der Gesellschaft
Die organisierte Zivilgesellschaft und/oder die lokale Gesellschaft tauscht/tauschen sich mit den Projektdurchführenden aus. Die Entscheidungsmacht liegt bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Akteurskonstellation
Akteure aus der Wissenschaft
- HLRS (Höchstleistungsrechenzentrum Universität Stuttgart)
- IAT (Institut für Arbeitswirtschaft und Technologiemanagement)
- SI (Städtebau-Institut – Lehrstuhl für
Stadtplanung und Entwerfen) - ZIRIUS (Zentrum für Interdisziplinäre
Risiko- und Innovationsforschung)
Akteure aus der Verwaltung
- Stadt Stuttgart
- Stadt Herrenberg
Akteure aus der Wirtschaft
- Kommunikationsbüro Ulmer GmbH
Organisation und Entscheidungsfindung
Organisation des Projektes
Die wissenschaftlichen Partnerinnen und Partner trafen sich in regelmäßigen Abständen zu Projektbesprechungen und bereiteten Treffen mit den Praxispartnerinnen und Partnern vor. Hinzu kamen zentrale Veranstaltungen wie im Projektbericht beschrieben sowie bilaterale Abstimmungen zwischen einzelnen wissenschaftlichen Partnerinnen und Partner sowie Praxispartnerinnen und -partner. Außerdem wurden je nach Realexperiment kleinere Gruppen mit Vertreterinnen und Vertretern beider Gruppen gebildet.
Absprachen und Entscheidungen
Absprachen fanden im Rahmen der unter “Organisation des Projektes” genannten Treffen bzw. Aktivitäten statt. Entscheidungen wurden stets gemeinsam und konsensual getroffen. Insgesamt herrschte eine konstruktive Arbeitsatmosphäre vor.
Ergebnis & Wirkung
Ergebnisse und Wirkungen im Bezug auf Bezahlbarkeit sowie auf weitere ökologische und soziale Zielgrößen
Erarbeitung eines Planungssystems, das Stadtverwaltungen dabei unterstützen soll, tatsächlichen Bedarf beteiligter Akteurinnen und Akteure sowie des Prozesses an sich frühzeitig und umfassend zu ermitteln und so Kosten einzusparen.
Erfahrungswerte
Hilfreiche Erkenntnisse & Lösungen
Erkenntnisse
- Forschungsdesign
- So eng wie nötig, so offen wie möglich. Auch wenn die Wissenschaft oft den Anstoß in Reallaboren gibt, sollte immer noch Raum für die Ideen der Praxispartnerinnen und -partner sein. Im vorliegenden Fall hat dies gut funktioniert.
- Prozessgestaltung
- So inklusiv und partizipativ wie möglich, auch wenn dies Zeit und Geld kosten mag
- Involvierten Akteure und ihre Rolle im Prozess
- Alle Akteure sollten sich auf Augenhöhe und mit dem nötigen Respekt begegnen sowie die Expertise des jeweils anderen anerkennen. In unserem Reallabor hat dies sehr gut funktioniert, was auch ein Grund für die erfolgreiche Erarbeitung der Projektergebnisse war.
- Finanzierung
- Reallabore behandeln oft langfristige Fragestellungen (z. B. Energiewende, Klimawandel, Bürgerbeteiligung). Entsprechende ist eine passende Finanzierung hinsichtlich Dauer und Umfang empfehlenswert.
Lösungen/Erfolgselemente
Insbesondere in einem Reallabor mit dem Fokus auf praxisnaher Forschung ist es erforderlich, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler andere Disziplinen anerkennen und flexibel sind. In unserem Reallabor hat dies sehr gut funktioniert, da eine angenehme Arbeitsatmosphäre sowie gegenseitiger Respekt und Vertrauen vorgeherrscht haben. Insofern scheint eine möglichst offene Grundhaltung bei den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Erfolgselement für das Gelingen eines Reallabors zu sein.
Weiterführende Informationen