Hintergrund des Mappings
Inhaltlich orientiert sich das Reallabor-Mapping an den Themen des Projekts. Eine zentrale Rolle spielen Aufstockung, Umnutzung und Anbau oder weitere Formen der Nachverdichtung. Das Mapping unterstützt so das Ziel der Plattform, den Transfer von Ergebnissen und Lösungen aktiv zu stärken.
Die Auswahl der Reallabore und innovativen Praxisbeispiele (Best Practices) folgt dabei zwei Kriterien:
Eine Definition des Reallaborbegriffs für ein gemeinsames Verständnis und zur Unterscheidung von Best Practices im Kontext Bauen und Wohnen
Eine gute Anknüpfung an die Inhalte der Plattform Bauen & Wohnen
Zielgruppen des Mappings und Mehrwert
Ziel des Reallabor-Mappings der Plattform Bauen & Wohnen ist es, insbesondere folgenden Zielgruppen eine Informationsgrundlage bereitzustellen:
- Akteurinnen und Akteure der Verwaltung auf allen politischen Ebenen,
- Praktikerinnen und Praktiker der Wirtschaft,
- Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft,
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
die sich bereits mit Reallaboren befassen.
Nutzer erhalten mit dem Mapping:
- Einen kompakten Überblick: Das Mapping ermöglicht einen schnellen und unkomplizierten Überblick über bestehende und abgeschlossene Reallabore und Best Practices im Kontext der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bestand.
- Einblick in die Reallabor-Arbeit: Durchführende von Reallaboren geben Auskunft über Rahmenbedingungen und die Zusammenarbeit mit Partnern in einem Reallabor. Das kann insbesondere bei der Initiierung eines Reallabors unterstützen.
- Detaillierte Informationen: Jedes Reallabor beziehungsweise Best Practice wird mit einer eigenen Profilseite dargestellt. Die Informationen beziehen sich unter anderem auf Forschungsfragen, Forschungsdesign, Art der Zusammenarbeit, Prozessgestaltung, Art der Finanzierung, Erfahrungswerte und Erfolgselemente.
Definition des Reallabor-Begriffs im Kontext der Plattform Bauen & Wohnen
Ein Reallabor ist ein transdisziplinäres Forschungssetting zur gemeinsamen Bearbeitung von Fragestellungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft.
Über den Weg des Experimentierens eröffnen sie Räume, um soziale, technologische und regulatorische Innovationen unter realweltlichen Bedingungen zu entwickeln, mögliche Auswirkungen zu verstehen und ein gemeinsames Lernen über geeignete Umsetzungswege zu ermöglichen. Reallaborprozesse verlaufen stets vor dem Hintergrund einer Gemeinwohlorientierung und/oder integrativen Nachhaltigkeitsbetrachtung.
Ein idealtypisches Reallabor setzt den Einbezug von Wissenschaft voraus wie das gemeinsame Erarbeiten der Erkenntnisse durch wissenschaftliche und außerwissenschaftliche Partner. Der Grad der Partner kann dabei im Projektverlauf variieren.
Während Reallabore als Forschungsinfrastrukturen grundsätzlich eher langfristig angelegt sind, sind (Real-)Experimente, die darin stattfinden, zeitlich begrenzt. Das eröffnet die Möglichkeit, Erkenntnisse aus einzelnen Experimenten zu reflektieren, zu skalieren und zu transferieren, um gesellschaftliche Lernprozesse zu fördern und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit existierenden Reallaboren zeichnen sich zwei Ausprägungen ab:
Reallabore dieser Ausprägung verstehen sich hauptsächlich als transdisziplinäre Forschungs- und Lernsettings. Sie schaffen einen langfristig angelegten Experimentierraum, in dem lösungsorientiert Handlungsoptionen gemeinsam entwickelt, erprobt und evaluiert werden können. Im Sinne der transdisziplinären Forschung und des transdisziplinären Lernens spielen Co-Design, Co-Creation von Wissen und Re-Integration/Co-Evaluation eine zentrale Rolle.
Reallabore zur Erprobung von technischen oder regulatorischen Lösungsoptionen bilden die Ausprägung 2. Diese Reallabore machen es sich durch die Integration des Anwendungskontextes zur Aufgabe, konkrete Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu testen. Unter möglichst realen Bedingungen sollen Rückschlüsse auf Nutzbarkeit und/oder Akzeptanz von beispielsweise neuen Technologien oder Materialien ermöglicht werden.
In der Praxis sind immer wieder Projekte zu finden, die Aspekte sowohl von Ausprägung 1 als auch Ausprägung 2 aufweisen und daher als Mischtyp gesehen werden können. Im Rahmen des Mapping werden diese Reallabore mit „Ausprägung 1 und 2“ bezeichnet.
Die auf dieser Website vorgestellten Best Practices fassen Praktiken, Technologien, Innovationen etc. im Projektkontext zusammen, die nicht notwendigerweise in einen Reallaborkontext eingebettet sind. Diese Sammlung umfasst eine Vielzahl von (transformativen) Lösungsoptionen, welche im Sinne eines Best Practices im Bereich der Nachhaltigkeitstransformation aufgeführt werden.
Anknüpfung an die Inhalte der Plattform
Die Auswahl der Reallabore und innovativen Praxisbeispiele orientiert sich an den Diskussionen und Ergebnissen der Arbeitsgruppen im Projekt entlang der Zielkriterien Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und Wohn-/Lebensqualität. Im Zentrum stehen Aufstockung, Umnutzung und Anbau oder andere Formen der Nachverdichtung. Ergänzend werden im Mapping Projekte vorgestellt, die den Arbeitsinhalten der Plattform im weiteren Kontext entsprechen. Darunter fallen Reallabore und innovative Praxisbeispiele, die einen indirekten Beitrag zu den Zielen der Plattform leisten. So kann beispielsweise die energetische Sanierung eines gesamten Quartiers - etwa im Sinner einer quartiersübergreifenden, intelligenten Energieversorgung - langfristig zur Reduktion von Strom- und Heizkosten führen und damit die Gesamtwohnkosten nachhaltig senken.
Kontakt
Seda Akinci
Referentin für das Mapping der Reallabore, Koordinatorin des Stakeholder-Beirats
Quellen:
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